Samstag, 1. Juni 2013

Gelber Frauenschuh (Cypripedium calceolus)

2013 in der Nähe des Naturschutzgebietes Langenfeld
Der Frauenschuh ist die bekannteste heimische Orchidee und gilt als Königin der wilden Orchideen. Keine der bei uns beheimateten Arten findet eine größere Beachtung. Es gibt nur noch wenige Gebiete in denen diese Orchidee noch in größeren Beständen beheimatet ist. Die Pflanze ist auf dem Rückzug, da in den vergangenen Jahren viele Habitate zerstört wurden. Aus Licht durchfluteten Mischwäldern mit Buchen und Kiefern entstanden aus wirtschaftlichen Beweggründen Monokulturen mit Fichten. Auf deren Böden kann der Frauenschuh nicht überleben. Derzeit werden gerade in sensiblen Gebieten die Wälder entbuscht.  Fichten werden gerodet und wieder durch Buchen und Kiefern ersetzt. Der Frauenschuh braucht Lichtdurchflutete Mischwälder mit Buchen und Kiefern auf kalkhaltigem Boden wie er bei uns in Unterfranken in zahlreichen Gebieten zu finden ist.  Diese Orchidee stellt extrem hohe Anforderungen an Licht und Boden auf dem sie gedeiht. Sie geht eine Symbiose mit einem für viele Orchideen überlebenswichtigen Mykorrhiza-Partner (Pilz) ein, ohne diesen sie nicht existieren kann. Genau dieses Zusammenspiel macht den Lebensraum dieser einzigartigen Orchidee so wertvoll. Nicht selten gibt es in diesen Refugien viele weitere Kostbarkeiten der heimischen Flora und Fauna zu entdecken.

2013 bei Külsheim

Junge zarte Schönheit



Die bis zu 60 cm hoch wachsenden Pflanzen des Frauenschuhs bilden oft Horste, die durch unterirdische Vermehrung der Wurzeln heranwachsen. Jede Pflanze bildet bis zu 5 hellgrüne längliche Blätter, mit gleichmäßig der Länge nach durchzogenen Stegen. Auf der Unterseite sind die Blätter behaart. Die gelbe Blüte einem Schuh ähnelnd und nach Aprikose duftend, lockt Insekten wie die Erdbiene magisch an. Am Rand der Kesselfalle haftet ein Ölfilm der das Insekt in die Blüte gleiten lässt. Dort wird es mit Nektar an feinen Härchen haftend belohnt. Im hinteren Teil der gelben Blüte sind helle Fenster deutlich erkennbar. Durch den Lichteinfall weisen diese dem Insekt seinen Weg aus der Kesselfalle. Über die Lippe gelangt es wieder aus der Blüte und bestäubt so die Pflanze. Dieses Wissen machen sich nicht selten Spinnen zu Nutzen und warten an der Blüte auf ihre Beute.


Deutlich sichtbar die Kesselfalle mit den Fenstern im hinteren Bereich
Zu meiner großen Freude sind dieses Jahr gleich in mehreren Gebieten die Bestände an Frauenschuh gewachsen, oder wurden zumindest nicht dezimiert. In diesen Wäldern konnte ich auf eng begrenztem Raum Bestände von weit über 50 Pflanzen zählen. Im Umfeld dieser Stellen waren noch weitere Exemplare mit zwei bis 3 Pflanzen vereinzelt zu finden. Das macht Hoffnung dass die Bestände in Unterfranken nicht weiter zurück gehen. 

Ein Horst mit 13 Blüten

Mehr zu Orchideen unserer Heimat findet ihr auf der Internetseite des
Arbeitskreis Heimischer Orchideen

Sehr zu empfehlen ist auch die Seite von Marco Klüber mit seinem fantastischen Buch Orchideen der Röhn

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